Zeigt uns Euren Wandel in der Lausitz!

Abgelaufen

5 Jahre und immer noch nicht schlauer?!

Ein Update in vier Teilen - Part 3

 

Im Dezember 2016 wurde die von Julia Gabler und ihrem Team abgeschlossene Studie Wer kommt? Wer geht? Wer bleibt? über die Verbleibchancen von jungen, qualifizierten Frauen im Landkreis Görlitz veröffentlicht. Im ersten Satz über die Relevanz der Studie heißt es: “Die Verbesserung der Verbleibchancen junger Menschen [...] ist von zentraler Bedeutung für die demografische und gesellschaftliche Entwicklung in den kommenden Jahrzehnten” (S.5). In den Handlungsempfehlungen werden Möglichkeiten beschrieben, um junge Menschen zum Bleiben und (Wieder-) Kommen zu ermutigen.

Vier Jahre und vier Monate später wird der zweite Lausitz Monitor veröffentlicht. Die im Frühjahr 2021 durchgeführte repräsentative Bürger*innen-Befragung von Lausitzer*innen spiegelte die Erkenntnisse von 2016 wider. Junge Frauen und Männer möchten die Region verlassen, Frauen können sich jedoch weniger häufig vorstellen, zurückzukommen. Der Lausitz Monitor liefert dafür auch zahlreiche Gründe und erklärt, was in den letzten fünf Jahren noch zu wenig ernst genommen wurde. Wir - Julia Gabler und Franziska Stölzel - nutzen die Gelegenheit, um gemeinsam zu resümieren.

Informationen to go

Franziska Stölzel: Werden diese Themen zu selten in der Lausitz besprochen und geplant? Strukturwandel ist für mehr als die Hälfte der Befragten ein wichtiges Thema, 50% allerdings geben an, wenig, schlecht oder gar sehr schlecht über den Wandel informiert zu sein. 60% der befragten jungen Frauen geben den Wochenkurier als Zeitung an, welche sie häufiger lesen. 128 Minuten verbringen die jungen befragten Frauen am Tag durchschnittlich mit Whatsapp, Facebook, Instagram und Co. 2016 wird auf die analoge und digitale Kommunikation hingewiesen. Frauen geben 2021 an, dass sie sich am liebsten über Social Media austauschen (67%). Mehr als jede zweite kann sich vorstellen, Vereinsarbeit zu leisten. Das sind Zahlen, auf die sich aufbauen lassen - die Frage ist, wieso machen wir es nicht? 

Franzi Stölzel quer

Franziska Stölzel: "Das schreit nicht gerade nach Zukunft..."

Julia Gabler: Na, Franziska, da bist du das beste Beispiel! Ich finde es großartig, dass du den Social Media Account von F wie Kraft nutzt, um auf die politischen Arenen im Strukturwandel aufmerksam zu machen und von dort zu berichten … yeah - so geht Adressierung! Ich hingegen quäle mich mit Instagram und finde keinen Zugang zu dieser Kommunikationsform - liebe junge Frauen aus der Lausitz, unterstützt uns und folgt unserem Aufruf: Zeigt uns Euren Wandel in der Lausitz! Was sind Eure Themen und eure Ideen für eine Lausitz, in der ihr leben möchtet: Verlinkt eure Storys mit #Fwiekraft

Parität - fehl am Platz

Franziska Stölzel: In der Geschäftsordnung des Regionalen Begleitausschusses für das Lausitzer Revier (Freistaat Sachsen) – Stand 29.04.2021 heißt es: “6. Auf eine geschlechterparitätische Besetzung gemäß § 15 des Sächsischen Frauenförderungsgesetzes wird hingewirkt.” Dieses Hinwirken hat immerhin dafür gereicht, EINE Frau in das Kernteam des sächsischen Begleitausschusses zu setzen, mit ihr - sieben Männer und drei mal Thomas. Witzig für die einen, ganz und gar besorgniserregend für uns! Bereits in der “Kohlekommission” waren nur 10 Frauen auf 31 Sitzplätzen verteilt. Zudem waren von allen Beteiligten nur vier jünger als 50, eine Person jünger als 40 Jahre - das schreit nicht gerade nach Zukunft. In den brandenburgischen Begleitausschuss Lausitz 2038 wurden immerhin fünf Frauen gewählt - Quote 21%. Zu wenig für eine zukunftsorientierte Lausitz, vor der die qualifizierten Frauen Reißaus nehmen. Vorbildfunktion: Null!

Julia Gabler: Ja, das Mittun in den Entscheidungsstrukturen ist der einzige Weg wirkungsvoll zu partizipieren und Verantwortung zu übernehmen. Das bedeutet aber auch, dass Frauen an den Schnittstellen mittun müssen, die es ermöglichen, die eigene Sichtbarkeit zu erhöhen. Ich sitze zum Beispiel für F wie Kraft im Regionalen Begleitausschuss. In der Interessensgruppe Inklusion, Geschlechtergerechtigkeit und Demokratie brauchen wir dringend Unterstützung von weiteren aktiven Frauen und Männern aus Vereinen und Verbänden, die in den Themenfeldern demokratische Bildung, Chancengleichheit und Teilhabe unterwegs sind. Es ist nicht nur personell kaum zu wuppen, über 50 Anträge zu prüfen. Es fehlt der fachliche Austausch über die Richtung, die der Strukturwandel in der Region nehmen soll. Es ist mehr als notwendig, dass sich hier mehr Frauen einbringen. Meldet Euch bitte gern bei mir, wer sich hier angesprochen fühlt. 

Mit dem Bündnis der Lausitzer Gleichstellungsbeauftragten sind wir außerdem einen Schritt gegangen, die gesellschaftspolitische Position der Kolleginnen in Bautzen, Spremberg und Cottbus sowie aus den Landkreisen zu stärken, um für einen geschlechtergerechten Strukturwandel einzutreten.

 

Julia Gabler...

... lehrt als Vertretungsprofessorin im Master Studiengang Management Sozialen Wandels und forscht am TRAWOS-Institut der HSZG zur ländlichen Gesellschaft. Sie lebt in Görlitz und forscht u. a. zu den Verbleibchancen qualifizierter Frauen in Ostsachsen sowie zum Strukturwandel in der Lausitz. Als Mitbegründerin der Plattform F wie Kraft versucht sie, hier auf der Website, in Gremien und Wissenschaft die Sichtbarkeit von und Verantwortungsräume für Frauen und Geschlechtergerechtigkeit in der Lausitz zu stärken.

Franziska Stölzel...

... ist Wissenschaftlerin für Wandel- und Transformationsprozesse. Obwohl es sie nach ihrem Studium zunächst nach Südamerika gezogen hat, war für sie immer klar, dass sie zurück in die Lausitz möchte. Aktuell lebt sie in Weißwasser. Sie ist in verschiedenen Projekten aktiv, wie bspw. dem Soziokulturellen Zentrum Telux, als auch als Mitautorin des Lausitzmonitors. Nicht zu vergessen war sie maßgeblich daran beteiligt den Lausitzerinnen Frauenstammtisch zu initiieren.

 

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