Naturschutz: "Dafür sind wa da“

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Ein Interview mit Annett Hertweck, Geschäftsführerin des Naturschutzstation Östliche Oberlausitz e.V.

Annett Hertweck ist in Meißen geboren, in Görlitz aufgewachsen und seither dem Leben in der Lausitz treu geblieben. Ihre aktive Naturschutzarbeit begann bereits in den 90er Jahren. Heute ist sie aus der Region nicht mehr wegzudenken. Das Team rund um die Naturschutzstation mit Sitz in Förstgen im Landkreis Görlitz organisiert Bildungsarbeit für nachhaltige Entwicklung, konzipiert Umweltschutz-Projekte und leistet aktive Naturschutzarbeit. Hierfür werden unter anderem regelmäßig Veranstaltungen in und mit Schulklassen durchgeführt und vielfältige Landschaftspflege betrieben. Der Schaffensraum erstreckt sich über die Landkreise Bautzen und Görlitz.

Im Jahr 2019 begann eines ihrer Herzensprojekte: die Sanierung und Verwandlung der Wassermühle des Ortes in ein Café mit Übernachtungsmöglichkeiten und einem kleinem Museum. Im Jahr 2022 fand die Eröffnung statt. „Seitdem geht hier die Post ab“, so Annett Hertweck.

Annett Hertweck klein

Foto: privat

Es wird eine Bandbreite von Events veranstaltet, von Exkursionen über Koch- und Musikabende bis hin zu Workshops und Märkten. An Wochenenden dient das Mühlencafé als Begegnungsort. Ortsansässige Cafébesucher:innen treffen auf Tourist:innen aus ganz Europa. Es wird sich über die Gegend ausgetauscht, die Bewohner:innen werden nach Tipps gefragt. „Den Austausch, der hier stattfindet, hab ich so nicht erahnt. Das ist total fantastisch. Jedes Wochenende ist anders. Man will fast keinen Tag in der Mühle versäumen, weil wieder jemand Neues reingekommen ist und wieder neue Ideen reinbringt. Da hole ich mir auch ganz viel Input für mich.“ Durch Gespräche im Café kann Annett Hertweck Menschen für Umweltthemen begeistern, die sie mit ihrer Arbeit in der Naturschutzstation nicht erreichen würde. Dank der Mühle wird damit ein niedrigschwelliger Zugang zu Naturschutzthemen geschaffen. 

Das Thema Nachhaltigkeit ist essenziell. Die Umweltbildungsarbeit fokussiert den Erhalt bestehender Natur, macht auf Herausforderungen aufmerksam und bietet Lösungsansätze. Im Zuge der nachhaltigen Umbauplanung und -realisierung der Wassermühle gab es die stetige Bestrebung, Materialien und Einrichtungsgegenstände wiederzuverwenden. Unter dem Dach sind Überwinterungsquartiere für Fledermäuse platziert. Der Zugang zu den Räumlichkeiten ist barrierefrei gestaltet.

Die Wassermühle ist zudem Teil der Plattform „Social bnb“, die nachhaltige Unterkünfte vermittelt. Durch jede Übernachtung wird die Naturschutzstation unterstützt. Zudem haben Gäste die Möglichkeit, Teile von Annett Hertwecks Arbeit einzusehen. So nehmen Gäst:innen zum Beispiel an der abendlichen Schafsfütterung teil.

Auf die Frage, was in der Region verändert werden müsste, antwortet sie mit Nachdruck: „Es müssen die Gehälter angehoben werden, das ist ja klar!“ Sie kritisiert die Lohnunterschiede zwischen Männern und Frauen, Stadt und Land sowie Ost- und Westdeutschland. Es bedarf aus ihrer Sicht unter anderem des Ausbaus der Infrastruktur und besserer Bedingungen für berufstätige Eltern. Andererseits betont sie die erhöhte Lebensqualität durch die geringeren Mieten in der Lausitz und insbesondere durch die umliegende Natur.

Jungen Frauen würde sie raten: Wenn man etwas Bestimmtes erreichen will und fleißig ist, dann schafft man das auch. Unentbehrlich ist, an der Realisierung mit Motivation und Engagement zu arbeiten. „Wenn man für eine Sache brennt, dann macht man von sich aus mehr“.

Zukünftig ist die Sanierung des Schlosses Niederspree geplant. Hier soll ein Landschulheim entstehen, das sich mitten im Naturschutzgebiet befindet und somit ein hervorragender Ort für praktische Umweltbildungsarbeit ist.

Weniger erfreulich ist der momentan nötige Kampf um den Erhalt der Schafherde, welche zur nachhaltigen Kreislaufwirtschaft beiträgt. „Wir arbeiten da hauptsächlich mit Fördermitteln. Das ist sehr, sehr schwer. Wir arbeiten eben auch alle immer ein bisschen mehr, damit wir das ausgleichen. Das geht bloß bis zu einem bestimmten Punkt. Dann bricht das zusammen“.

Grundsätzlich möchte sie weiterhin vielfältig aktiven Naturschutz betreiben um den Naturreichtum vor der Haustür zu bewahren. "Dafür sind wa da“, betont Annett Hertweck.

 

Die Naturschutzstation Östliche Oberlausitz...

... ist hier zu finden.

Isabelle Fobo...

... hat Annett Hertweck für uns interviewt. Sie wurde 1994 in Hoyerswerda geboren und ist im Landkreis Görlitz aufgewachsen. Sie ist Sozialarbeiterin(B.A.) und Musicaldarstellerin und befasst sich im Rahmen ihres Schaffens unter anderem mit Familienbildung, sozialer Gerechtigkeit und Frauen-Empowerment.

Das Thema Frauen und Nachhaltigkeit...

... hat Franzi Stölzel für uns angestoßen. Sie hat für F wie Kraft den Eku-Nachhaltigkeitspreis gewonnen und somit diese Beitragsserie angestoßen. Lest hier weiter, was Franzi Stölzel über Frauen und Nachhaltigkeit schreibt und seid gespannt auf ein weiteres tolles Porträt über eine nachhaltig aktive Lausitzerin!

Interessant dazu ist auch die Studie "Zur (Daten-) Lage von Frauen im Strukturwandel der Lausitz", durchgeführt vom TRAWOS-Institut der Hochschule Zittau/Görlitz. Dort werden die Zusammenhänge zwischen Frauen, der sozialökologischen Transformation und dem regionalen Strukturwandel beleuchtet. Hier geht's zur Studie.

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