Unser Blick weitet sich
„F wie Kraft“ geht in eine neue Runde. Ihr habt „F wie Kraft“ als Plattform für engagierte Frauen aus der Oberlausitz kennengelernt. Nun steht da auf einmal Lausitz statt Oberlausitz. Warum das?
Weil wir weiter Grenzen überschreiten. Schon für die Plattform Frauen leben Oberlausitz haben wir die verwaltungsförmigen Grenzen zwischen dem Landkreis Görlitz und Bautzen verlassen – und punktuell auch die Landesgrenze nach Polen überschritten -, weil unser Leben nicht in Verwaltungseinheiten stattfindet. Mit Blick auf den Lausitzer Strukturwandel wird nun auch die Landesgrenze nach Brandenburg geöffnet. Die Lausitz befindet sich seit Jahrzehnten in einem tiefgreifenden Transformationsprozess, der alle gesellschaftlichen Bereiche umfasst: von der Wirtschaft, den Siedlungs- und Sozialstrukturen über die Verwaltung und Politik bis zu den Kulturen und Identitäten der Bewohner*innen. Mit dem beschlossenen Ende der Braunkohleverstromung im Jahr 2038 wird dieser Strukturwandel und seine Gestaltung noch einmal beschleunigt und zusätzlich herausgefordert.
In den bisherigen Thematisierungen und Beratungen zum regionalen Strukturwandel in der Lausitz werden vorrangig männerdominierte Berufsfelder und Arbeitsmarktsektoren (wie Bergbau, Energiewirtschaft oder Maschinen- und Anlagenbau) fokussiert . Auch die spezifischen Probleme, Sichtweisen und Gestaltungspotenziale von Frauen spielen nur eine marginale Rolle. Für uns ist klar: Im regionalen Strukturwandel in der Lausitz braucht es die aktive Mitgestaltung durch Frauen als Entscheidungs- und Verantwortungsträgerinnen. Nur so kann der komplexe Gesellschafts-, Wirtschafts- und Kulturwandel in der Industrieregion erfolgreich gestaltet werden. „F wie Kraft“ will hier initiierend und unterstützend eingreifen.
F wie Kraft goes Lausitz
Seit nunmehr 4 Jahren thematisieren wir forschend und aktivierend die Perspektiven und Lebensweisen von Frauen in der Oberlausitz im regionalen und öffentlichen Raum. Vor dem Hintergrund unserer Erfahrungen hat uns die Zukunftswerkstatt Lausitz den Auftrag erteilt, Frauen aus der gesamten Lausitz als Protagonistinnen des Strukturwandels zu adressieren. In der aktuellen Projektphase arbeiten wir also eng mit der Zukunftswerkstatt Lausitz, einem Projekt der Wirtschaftsregion Lausitz GmbH, zusammen. Deren Ziel ist es, neue und nachhaltige Perspektiven der Lausitz zu finden, neue Möglichkeiten der Wertschöpfung vorzudenken und die Attraktivität der Lausitz als Wirtschafts- und Lebensraum zu steigern – und dies erstmals länderübergreifend.
Wir setzen uns im Laufe des Jahres 2020 dafür ein, dass die Perspektiven der Lausitzer Frauen in diesem Prozess Gehör finden. Wir werden Frauen und ihre Netzwerke wie gewohnt aktiv unterstützen und mit Euch daran arbeiten, dass Eure Probleme, Perspektiven und Potenziale im regionalen Strukturwandel der Lausitz sichtbar sowie die Selbstorganisation Eurer Interessen und Ideen gefördert werden. Unsere Aufgabe ist es, dass Eure Anliegen Berücksichtigung finden und ihr Euch deutlich stärker in die politischen und zivilgesellschaftlichen Entscheidungsprozesse einbringen könnt.
Alle Informationen über das aktuelle Projekt und seine Meilensteine sind hier zu finden.
Pauline und Marie sind zum „F wie Kraft“-Team dazugestoßen und führen Frauen aus der Nieder- und Oberlausitz zusammen
Mein Name ist Pauline und ich bin bei „F wie Kraft“ seit Dezember 2019 u. a. für die Projektkoordination und Veranstaltungsorganisation zuständig. Aufgewachsen bin in einem kleinen Dorf in Thüringen und habe außer in Weimar auch in Dresden, Marburg und Valencia gewohnt. Nach Görlitz bin ich, wie so viele, für mein Studium gekommen. 3 Jahre und einen Masterabschluss in Kultur und Management später bin ich immer noch hier.
Durch meine Arbeit im Projekt F wie Kraft erhoffe ich mir nun, die Gesellschaft und die Region, in welcher ich lebe, noch besser kennen zu lernen und zu verstehen. Denn ich weiß, wie es ist, als gut ausgebildete junge Frau vor der Frage zu stehen, ob ich nach meinem Studium in Görlitz bleiben will oder nicht. Die Jobs liegen hier nicht auf der Straße, wenn man sich nicht von Projekt zu Projekt hangeln will. Viele Kommiliton*innen und Freund*innen verlassen Görlitz wieder. Wäre es da nicht einfacher, ebenfalls das Glück in anderen (Groß-)Städten zu suchen?
Fasziniert vom Leben in Görlitz und den Möglichkeiten, sich in die Stadtgesellschaft einzubringen und Menschen kennenzulernen, habe ich mich dazu entschieden, zu bleiben. Und nun will ich raus aus der Görlitzer Studierenden-Blase und rein in die Lausitz. Denn wie es ist, beispielsweise im brandenburgischen Heinersbrück zu leben und im Tagebau Jänschwalde zu arbeiten – das kann ich mir nur ansatzweise vorstellen. Umso neugieriger bin ich deshalb, von anderen Frauen zu erfahren, wie sich das anfühlt. Was prägt das Leben dort? Was ist schön? Was fehlt? Und lebt und arbeitet es sich dort überhaupt so anders als in Görlitz? Haben wir vielleicht ähnliche Wünsche und Ziele? Und kämpfen wir am Ende nicht alle mit den gleichen Sorgen, Zweifeln und Problemen? Ich hoffe, dass ich mich als vermeintlich Außenstehende möglichst neutral und lösungsorientiert den Themen, Problemen und Ideen von Frauen in der Lausitz nähern kann.
Ich freue mich sehr auf die Zeit bei „F wie Kraft“, auf Veranstaltungen, Blogbeiträge, Meinungsaustausch und neue Erkenntnisse. Und darauf mit Menschen, vor allem Frauen, zu reden, Haltungen und Meinungen anzuhören und zu diskutieren, diese manchmal annehmen, aber es auch mal aushalten, wenn die Meinung nicht der eigenen entspricht.
Mein Name ist Marie. Ich bin in einem winzigen Dorf in der Nähe von Bautzen aufgewachsen und wollte seit ich denken kann schon immer in die weite Welt hinaus. Nachdem ich in Leipzig, Berlin, Bukarest, Granada und vielen weiteren Orten gelebt habe, hat es mich nun doch zurück in die Lausitz gezogen. Das Gefühl, als junger Mensch dort gebraucht zu werden und mich zivilgesellschaftlich einbringen zu können, ließ mich nicht los. Ich habe den Schritt nicht bereut und fühle mich hier angekommen.
Als ich von der Stellenausschreibung für „F wie Kraft“ hörte, kannte ich das Projekt bereits, da ich in der Bautzener Stadtgesellschaft relativ umtriebig bin. Dort stieß ich auf diverse Frauen, die im Rahmen von „F wie Kraft“ oder dem Frauen.Wahl.Lokal Oberlausitz aktiv sind. Mich fasziniert der Gedanke, den weiblichen Blick auf die Dinge, die in unserem unmittelbaren Umfeld passieren, zu schärfen. Außerdem hatte ich große Lust, mich mit aktiven Menschen in der ganzen Lausitz zu vernetzen. Nun bin ich seit November 2019 teil von „F wie Kraft“ und kümmere mich hauptsächlich um die Website, Öffentlichkeitsarbeit sowie Verwaltungsaufgaben. Ich freue mich stets über journalistische Beiträge, Interviews, Porträts oder Veranstaltungs- und Ausflugstipps von, über und für starke Frauen aus der Lausitz, welche wir hier veröffentlichen können.
Mein Ziel für das Projekt ist, zivilgesellschaftlich, politisch und wirtschaftlich engagierte Frauen aus der Lausitz dabei zu unterstützen, Gleichgesinnte zu finden und sich über Herausforderungen, Erfolgserlebnisse, Wünsche und Träume auszutauschen. Es wäre toll, wenn wir durch unser Projekt ein Gefühl der Verbundenheit und Solidarität stärken können. Und damit allen Frauen in der Lausitz zeigen können, dass, auch wenn es uns in unseren Dörfern und Kleinstädten manchmal eng wird, Verbündete aus unserer Region ganz nah sind.
Wissen, Vernetzen, Ermächtigen
In diesem Jahr planen wir, die durch „F wie Kraft“ im sächsischen Teil der Lausitz bereits begonnene Vernetzung auf die Brandenburger Lausitz auszuweiten. Wir möchten das Empowerment und die Vernetzung beruflich etablierter, ehrenamtlich aktiver und engagierter Frauen voranbringen und nachhaltig mitgestalten. Und hier kommt Ihr ins Spiel: „F wie Kraft“ ist Eure Plattform und lebt von Euren Ideen, Gedanken und Erfahrungen. Tretet mit uns in