F wie Fragen

F wie Kraft heißt also F wie Fragen: Wie lebt ihr hier? Wie wollt ihr hier eurer Leben leben, verhandeln, überdenken, verbessern? Wie ernst ist es euch mit den gleichen Rechten und Pflichten für alle? Wie läuft‘s in Euren Familien und Partnerschaften? Mit Eurem Chef oder Euren Kollegen? Aber natürlich auch: wie läuft es im Bett bei einer 35jährigen geschiedenen Frau mit zwei Kindern? Wie kriegst Du das alles überhaupt auf die Reihe?

F wie Kraft thematisiert auch die Wahrnehmung des weiblichen Kräftelassens zwischen Arbeiten, Kindererziehung und häufig mehrgleisigem Engagement. Die Wahrnehmung des Kraftaufbringens. Auch hier stimuliert das Fragen Toleranz und gegenseitiges Verständnis. Seid großzügig miteinander! Damit uns auch das gelingt, was diese Region uns üppig anbietet – Natur und Erholung und Entschleunigung. In diesen Projektzyklen habe ich auch ganz gut erfahren, welche Beschleunigung in befristeten Projekten und Parallelhochzeiten steckt. Noch vor 5 Jahren habe ich Katrin Treffkorn entgeistert gefragt, wie sie das alles schafft, in drei Vereinen und Job und Kinder und Freizeit? Heute stecke ich selbst bis zum Hals drin. Warum tun wir uns das an?

Frauen sind die einzige soziale Gruppe in der Oberlausitz, so unsere These, die alle Bereiche regionaler Entwicklung thematisieren und sie nicht nach „Ressorts“ voneinander abkoppeln. Sie machen Schnittstellen sichtbar, die für die Entwicklung der Lebens- und Arbeitsqualität dieser Region nützlich sind: Was hat die Infrastruktur eines Dorfes mit dem Bedürfnis nach außerfamilialer Geselligkeit von Frauen zu tun? Warum leben einige Frauen vom Apel und vom Ei, in bäuerlichen Wirtschaften und geben dafür ihr Leben in der Stadt auf? Oder warum leben so wenige Führungsfrauen in der Stadt – die meisten Professorinnen an der Hochschule Zittau-Görlitz leben nicht in der Oberlausitz, sondern pendeln nach Berlin, Leipzig oder Dresden, mehrmals die Woche! Warum sind Frauen mit drei Kindern unmittelbar durch öffentlichen Nahverkehr in ihren familialen und beruflichen Kapazitäten eingeschränkt?

Der Anspruch gleichwertige Lebensverhältnisse in Stadt und Land zu schaffen, ist eine trügerische politische Zielstellung – ich möchte nicht fünf Shoppingcenter in Laufweite haben! Aber gleichwertige Lebensverhältnisse für Männer und Frauen auf dem Land könnte es sehr wohl geben. Der Wunsch nach besseren Arbeits- und Entwicklungsperspektiven speist sich aus den Alltagserfahrungen der Frauen. Sie wollen hier leben, weil sie die oben beschriebene Qualität der Nähe genießen, aber sie hadern auch mit den Lebensbedingungen. Häufig folgt aus dieser Nähe nicht die Unterstützung, die ich oben mit Verbindlichkeit bezeichnet habe und die helfen könnte uns ernster zu nehmen, weil wir uns nicht ständig selbst Infragestellen und so auf die Fragen des Gegenübers reagieren können. Und wir einander im Zweifel vor allzu viel Zweifeln bewahren,

Sich auf dieses Wagnis einzulassen und bei Genuss zu wiederholen ist F wie Kraft. F wie feeling, wie Vielfalt.  Es zählt nicht, was richtig oder falsch ist, sondern was sich miteinander richtig anfühlt.