Friede. Freude. Fahrradtour

Abgelaufen

Endlich ist es so weit – heute startet die Fahrradtour von F wie Kraft "Friede. Freude. Fahrradtour". Schon der Titel löst in mir Vorfreude aus, weil ich sofort an Freiheit, frische Luft und das gemeinsame Erlebnis denken muss.

Am Morgen packe ich meine Sachen: ausreichend Trinkwasser, Sonnenschutz und natürlich die Badesachen. Mein Zelt ist schon am Zielort. Knapp 50 Kilometer liegen vor uns, von Görlitz bis nach Rietschen. Die Strecke flößt mir Respekt ein, weckt aber meine Vorfreude auf die Gemeinschaft und die wunderschöne Landschaft. Ob ich das durchhalte?

Am Bahnhof in Görlitz warten bereits die ersten Mitradlerinnen. Nach und nach kommen immer mehr Frauen dazu, und bald flattern auch die türkisen F wie Kraft - Fahnen an unseren Fahrrädern. Bevor wir losfahren, gibt es noch ein Gruppenfoto – ein Moment der Vorfreude und des Zusammenhalts.

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Foto: Steffi Tusche

Unsere Tour beginnt mit einer entspannten Fahrt durch die Görlitzer Innenstadt. Am Uferpark legen wir den ersten Stopp ein, um uns gegenseitig vorzustellen. Wir erzählen einander, wie wir in die Lausitz gekommen sind, was uns hier hält und worauf wir uns besonders freuen. Diese Geschichten schaffen gleich eine Verbundenheit, weil wir durch das Teilen unserer Erfahrungen das Gemeinsame entdecken, bevor wir schließlich den eigentlichen Startschuss geben und über die Nikolaivorstadt durchs Finstertor den Ziegeleiweg erklimmen. Erster Aufstieg geschafft! Wir lassen bergabrollend Görlitz hinter uns.

Der wunderschöne Neiße-Radweg führt uns weiter, während wir bei guten Gesprächen die Landschaft genießen. Unser erster Halt ist in Kaltwasser, wo wir bei fast 30 Grad dringend eine Erfrischung brauchen. Ein Eis im Kinderspielpark ist genau das Richtige, um uns für die nächste Etappe zu stärken.

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Foto: Steffi Tusche

Mit neuer Energie setzen wir unsere Tour fort und erreichen den idyllischen Waldsee in Biehain. Hier scheint die Zeit stillzustehen – die nostalgische Atmosphäre erinnert an vergangene Tage. Nach einer Abkühlung im See meldet sich der Hunger, und wir besuchen den Imbiss am See. Die einfache, aber leckere Verpflegung lässt uns in Erinnerungen schwelgen, bevor wir uns wieder auf die Räder schwingen, um die zweite Hälfte unserer Tour zu bestreiten.

Über Felder und durch Wälder führt unser Weg weiter, und wir ziehen die Blicke der Anwohner auf uns – eine Gruppe von zwölf fröhlich fahrradfahrenden Frauen ist offenbar ein seltener Anblick.

Gegen 17 Uhr erreichen wir endlich Rietschen. Geschafft, aber glücklich und stolz auf unsere Leistung, lassen wir den Tag beim Abendbrot aus selbstangebautem Gemüse ausklingen. Auch ein plötzliches Unwetter kann unsere gute Laune nicht trüben. Im Gegenteil – es gibt so viel zu erzählen und zu teilen, während wir im Draußenwohnzimmer dem Regen zugucken. Die Gespräche, drehen sich um das Leben in der Lausitz, die Herausforderungen und die Chancen, die diese Region bietet. Deshalb ist auch die die Journalistin Grit Krause von mdr Kultur dabei – sie will genau das wissen: Warum leben wir hier, warum sind einige von uns zurückgekehrt und andere hergezogen?

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Foto: Steffi Tusche

Viele der Frauen, die heute dabei sind, sind Zugezogene. Doch warum sind sie hier? Viele kamen wegen der Liebe/Familie. Und warum bleiben sie? Einerseits, weil es hier kulturelle, soziale und landschaftliche Strukturen gibt, die das Leben hier lebenswert machen. Und andererseits, weil es hier nicht alles gibt und genau das die Möglichkeit bietet, selbst aktiv zu werden, die Region mitzugestalten und sich einzubringen. Und trotzdem steht die Frage nach einem Verlassen der Region immer wieder im Raum, denn trotz der Idylle gibt es Herausforderungen, die unseren Alltag prägen. Es ist immer wieder ein Abwägen und Suchen. Was brauchen und wollen wir? Können wir das hier finden oder erschaffen? 

Der Abend bringt uns noch näher zusammen – wir sitzen lange beisammen, reden über Gott und die Welt, und lachen über Anekdoten aus unserem Leben. Wir erzählen von Erfahrungen, die wir die wir in Nepal, den Niederlanden und England gemacht haben. Wir sind Reisende, die die Welt erkunden und wieder nach Hause in die Lausitz kommen. Denn hier, in dieser Region, haben wir unser Zuhause gefunden. Einen Ort, an dem wir unsere Erfahrungen teilen, andere Erzählungen hören und zusammen sein können. Es ist das Kleine, das Nachbarschaftliche, das uns hier zuhause fühlen lässt.

Einige fahren abends wieder nach Hause, andere bleiben über Nacht. Doch eines bleibt bei uns allen: das Gefühl, dass dieser Tag uns Kraft gegeben hat, dass wir nicht allein sind und dass es in der Lausitz viele engagierte Frauen gibt, die die Region gestalten.

Diese Fahrradtour war ein kraftvolles Zeichen der Anwesenheit und der Verbundenheit. Wir haben einander kennengelernt, Geschichten geteilt und festgestellt, dass wir gemeinsam viel erreichen können. Und das Schönste daran? Das Gefühl, Teil einer starken Gemeinschaft zu sein.

CHARLOTTE PECH…

… ist 2019 zum Studium nach Görlitz gekommen. Nach dem Bachelor in Kommunikationspsychologie studiert sie aktuell den Master Management des Sozialen Wandels an der Hochschule Zittau/Görlitz. 

 

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