Vor mehr als einem Jahr haben zwei Frauen im Landkreis Görlitz gesagt:
Jetzt reicht´s!
Es braucht für die Arbeit zum Thema sexualisierte Gewalt und die Stärkung der sexuellen Selbstbestimmung eine höhere Sichtbarkeit. Gesagt – getan. Diana Mehmel und Antje Schulz gründeten mit weiteren engagierten Menschen am 25.03.2019 den Verein Trude e.V. – Verein gegen sexualisierte Gewalt und für sexuelle Selbstbestimmung. Trude e.V. erhielt in einer unglaublichen Geschwindigkeit die Eintragung ins Registergericht, den Freistellungsbescheid vom Finanzamt und die Anerkennung als freier Träger der Jugendhilfe im Landkreis Görlitz. Für die Akteur*innen auch ein Beweis dafür, dass Unterstützung da ist.
Ein Rückblick
Diana Mehmel und Antje Schulz sind schon seit vielen Jahren im Landkreis Görlitz unterwegs. Sie veranstalteten unzählige sexualpädagogische und resilienzstärkende Projekte für Kinder und Jugendliche, berieten Fachkräfte in Verdachtsfällen sexueller Grenzverletzungen jeglicher Art, waren Ansprechpersonen für Betroffene sexualisierter Gewalt und gaben Eltern Auskunft über sexuelle Entwicklung von Kindern und Jugendlichen. Die Nachfrage nach diesen Angeboten stieg stetig und sprengte den Rahmen ihres eigentlichen Arbeitsfeldes. Die Entscheidung, ihren gemeinsamen Arbeitsplatz zu verlassen und sich ausschließlich den Themen Verringerung sexualisierter Gewalt und Stärkung sexueller Selbstbestimmung zuzuwenden, war wohlüberlegt. Anträge für ein Modellprojekt der Bundeskoordinierung für spezialisierte Fachberatungsstellen (BKSF) und beim Landkreis Görlitz waren gestellt. Es zeigte sich bald, dass für 2020 keine Fördermittel für Trude e.V. zur Verfügung stehen würden und der Verein stellte sich mit seinem Vorstand auf ehrenamtliches Arbeiten ein.
Die Heilpädagogin und Systemische Therapeutin Diana Mehmel und die Sozial- und Sexualpädagogin Antje Schulz engagieren sich als ehrenamtlich Mitarbeitende in allen relevanten Gremien und Netzwerken der Region und in der sachsenweit agierenden LAG „Prävention und Intervention Sexualisierter Gewalt“. Der Verein ist Mitglied der Vollversammlung der BKSF und des Jugendrings Oberlausitz e.V.
Was will Trude e.V.?
Der Verein setzt sich dafür ein, dass sexualisierte Gewalt sowohl als Thema in einzelnen Einrichtungen, als auch als gesamtgesellschaftliches Problem erkannt und sichtbar gemacht wird. Die Komplexität sexualisierter Gewalt erfordert als mutigen ersten Schritt ein HINschauen und ein HINhören. Es braucht Wissen über Täter*innenstrategien und über den Umgang mit vermuteter und bestätigter sexualisierter Gewalt. Besonders Fachkräfte und Eltern haben sich in den letzten Jahren Bildungsangebote dazu abgeholt. Für die Mitarbeitenden ist es dabei selbstverständlich sich ebenso für die Prävention sexualisierter Gewalt einzusetzen. Sexualpädagogische altersentsprechende und themenangepasste Angebote besonders für Kinder und Jugendliche stehen hier im Mittelpunkt. Grundsätzlich gehören alle Formen und Angebote der sexuellen Bildung für Trude e.V. zur wichtigen präventiven Arbeit gegen sexualisierte Gewalt. Das sind bspw. persönlichkeitsstärkende Projekte für Kitakinder, sexualpädagogische Projekte an Grundschulen, Förderschulen und weiterführenden Schulen. Auch offene Gesprächsrunden in Kinder- und Jugendtreffs und Wohngruppen sind Möglichkeiten, die Themen der Zielgruppen aufzugreifen. Hier kann die Chance wahrgenommen werden, direkt in der Arbeit mit jungen Menschen die sexuelle Selbstbestimmung zu fördern. Im Fokus steht dabei immer, Kinder und Jugendliche über ihre Rechte aufzuklären, auch gegenüber Erwachsenen.
Sexuelle Grenzverletzungen, Übergriffe und Gewalt passieren in den unterschiedlichsten Formen jeden Tag und überall. Noch immer, und das liegt in der Natur sexualisierter Gewalt, wird fast gar nicht darüber gesprochen.
Zu oft haben Diana Mehmel und Antje Schulz gehört: „Das gibt´s bei uns nicht“. Von den Aussagen betroffener Menschen haben wir gelernt, welche Angebote und Bedingungen gebraucht werden, damit sich ein Kind, was sexualisierte Gewalt erfahren muss oder musste, öffnen kann. Das und andere wichtige Aspekte der Arbeit möchte Trude e.V. mit anderen teilen. Die Mitarbeitenden, die Vorstandsmenschen und die Mitglieder werden dies immer wieder und auch ungefragt tun.
Sexualisierte Gewalt, sexuelle Übergriffe und sexuelle Grenzverletzungen zeigen sich in verschiedensten Formen. Das können Blicke sein, Worte (auch in digitalen Medien) und körperliche Gewalttätigkeit – um nur einige zu nennen.
Von sexualisierter Gewalt betroffene Menschen erhalten bei Trude e.V. kostenfreie Beratung.
Weitere Angebote, wie beispielsweise Projekte für Kinder und Jugendliche, Fachberatungen und Elternabende sind mit Kosten verbunden. Inhalte und Umfang können vorabgesprochen und gemeinsam geplant werden.
Die ehrenamtlichen Akteur*innen arbeiten zur Zeit intensiv an der Antragstellung für weitere Fördermittel und hoffen damit, Trude e.V. mit ihren Angeboten als feste Größe im Landkreis Görlitz und darüber hinaus zu etablieren.
Im Moment bietet Trude e.V. telefonische und digitale Kontaktaufnahme und Beratung an.
Trude e.V. freut sich über interessierte Menschen, die mit uns in Kontakt kommen wollen, Verständnisfragen haben oder sich als Mitglied engagieren wollen.
Für mehr Informationen kann gern unsere Internetseite genutzt werden:
Für jegliche Anfragen zum Verein, zu Verdachtsfällen sexualisierter Gewalt, Fachfragen und Beratungswünschen erreichen Sie die Ansprechpersonen wie folgt:
Diana Mehmel (Dipl.Heilpädagogin, Systemische Familientherapeutin, Traumapädagogin i.A.)
Email:
Tel. 0152 24260349 (dienstags 9 – 13 Uhr)
Antje Schulz (Dipl. Sozialpädagogin, Sexualpädagogin, Systemische Beraterin)
Email.
Tel. 0176 66210787 (donnerstags 13 – 17 Uhr)